Freiwillig versichert oder hauptberuflich selbständig? (Gesetzliche Krankenkassen)

Axel @, (vor 7495 Tagen)

Hallo,
die AOK hat uns gerade von "freiwillig versichert" auf "hauptberuflich selbständig Erwerbstätig" umgestuft.
Dadurch erhöht sich der Monatsbeitrag von 123 € auf 282 € monatlich. Allerdings bedeutet das bei einem Jahreseinkommen von ca. 5700 € dass mit Krankenkassenbeiträgen von 3384 € 60% des Verdienstes an KK-Beiträgen abzuführen sind.
Das kann doch so nicht gemeint sein, oder?
Hat hier vielleicht jemand eine Idee, was man da machen könnte?
Ich danke schon einmal im Voraus,
Axel

Re: Freiwillig versichert oder hauptberuflich selbständig?

Elgin Fischbach @, (vor 7495 Tagen) @ Axel

Für hauptberuflich Selbstständige gilt ein höherer Mindestbeitrag als für andere Gruppen freiwillig Versicherter (bei hauptberuflich Selbstständigen werden - außer bei Existenzgründern, die einen Existenzgründungszuschuss vom Arbeitsamt beziehen -beitragspflichtige Einnahmen von monatlich mindestens 1.811,25 € zu Grunde gelegt, um einen bestimmten Mindestbeitrag nicht zu unterschreiten - d. h. wer unterhalb dieses Mindesteinkommens verdient, muss trotzdem diesen Mindestbeitrag entrichten, was vom Gesetzgeber so gewollt ist). Bei Existenzgründern, die einen Existenzgründungszuschuss vom Arbeitsamt beziehen, liegt die vom Gesetzgeber festgelegte Untergrenze bezüglich der beitragspflichtigen Einnahmen bei 1.207,50 € - und auch hier gilt wieder: Wer mit seinen beitragspflichtigen Einnahmen dieses vom Gesetzgeber festgelegte Mindesteinkommen unterschreitet, muss trotzdem den Mindestbeitrag auf Grundlage dieser Untergrenze an die Krankenkasse entrichten.

Falls Sie an der Richtigkeit der kürzlich seitens der AOK erfolgten Einstufung als hauptberuflich Selbstständige konkrete Zweifel haben: Mit der AOK Kontakt aufnehmen und diese Frage klären. Wurde seitens der AOK etwa kürzlich eine (mindestens 1 x jährlich zu erfolgende) Überprüfung der Berufs- und Einkommensverhältnisse vorgenommen, aus der die hauptberufliche Selbstständigkeit zweifelsfrei hervorging? Falls ja, ist die Entscheidung der AOK (leider) korrekt.

Gruß
Elgin

Re: Freiwillig versichert oder hauptberuflich selbständig?

Axel @, (vor 7495 Tagen) @ Elgin Fischbach

Hallo Elgin,
vielen Dank für deinen kompetenten und schnellen Rat!

Aber einiges bleibt mir noch unklar:


<Falls Sie an der Richtigkeit der kürzlich seitens der AOK erfolgten <Einstufung als hauptberuflich Selbstständige konkrete Zweifel haben: <Mit der AOK Kontakt aufnehmen und diese Frage klären. Wurde <seitens der AOK etwa kürzlich eine (mindestens 1 x jährlich zu <erfolgende) Überprüfung der Berufs- und Einkommensverhältnisse <vorgenommen, aus der die hauptberufliche Selbstständigkeit <zweifelsfrei hervorging?

Eine solche Überprüfung wurde kürzlich vorgenommen. Die Einkommensverhältnisse haben sich die letzten ca. 10 Jahre nicht geändert: ein kleiner Frisiersalon im Eigenheim, in dem neben der Hausarbeit gelegentlich Haare frisiert werden.

Und in dem Fragebogen wurde Jahr für Jahr eingetragen unter der Spalte: Einkünfte aus Gewerbebetrieb.

Hat sich denn die Gesetzeslage so vom letzten Jahr bis 2005 geändert, dass diese kleine Selbstständigkeit unrentabel gemacht werden soll?

Falls ja, ist die Entscheidung der AOK (leider) korrekt.

Das wäre ja fatal! Eine kleine Selbständigkeit mit ca. 500 € Verdienst im Monat soll mit knapp 300 € Krankenkassenbeitrag belegt werden? Dagegen wäre man ja mit Hartz 4 ganz weit vorn...

mfg
Axel

Re: Freiwillig versichert oder hauptberuflich selbständig?

Elgin Fischbach @, (vor 7495 Tagen) @ Axel

Hallo Axel,

falls Du neben Deinen Einkünften als Selbstständiger keine weiteren - anteilmäßig höheren - Einkommensquellen (z. B. Einkommen aus abhängiger Beschäftigung, Lohnersatzleistungen etc.) angegeben hast, muss lt. dem Willen des Gesetzgebers von einer hauptberuflichen Selbstständigkeit ausgegangen werden. Und damit gelten dann für Dich die Regeln, die ich Dir bereits zuvor beschrieben habe.

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di - in der es auch eine gleichberechtigte Personengruppe "Freiberufler und Selbstständige" gibt - hat dieses Problem vor einigen Wochen auf ihrer Homepage publik gemacht:

http://www.verdi.de/0x0ac80f2b_0x01c7347b;internal&action=verdi_show_listenkopf_seite.action

Da müsste sich ja dann gerade auch für Dich eine ver.di-Mitgliedschaft lohnen ...

Gruß
Elgin

Re: Freiwillig versichert oder hauptberuflich selbständig?

Axel Langheim @, (vor 7470 Tagen) @ Elgin Fischbach

Hallo Elgin,

vielen Dank für deine Infos! Auch den Artikel von Verdi finde ich sehr aufschlussreich.
Schlussendlich hat sich die Sache doch noch geklärt:
Bei der AOK haben wir einen ziemlich arroganten Sachbearbeiter erwischt, der diese Neueinstufen einfach vorgenommen hat und auch noch meinte das müsse so sein.
Nachdem ich ihm klar machen konnte dass es sich bei uns weiterhin um eine nebenberufliche Selbstständigkeit handelt weil
a) der zeitliche Aufwand geringer als 15 h/Woche ist
b) keine Angestellten vorhanden sind und
c) die wirtschaftliche Bedeutung gering ist (Hauptfinanzierung durch Lebenspartner)
gab er klein bei und schickte einen entsprechenden Fragebogen.
Also-Danke nochmal und gute Zeiten wünscht
Axel

Re: Freiwillig versichert oder hauptberuflich selbständig?

Elgin Fischbach @, (vor 7470 Tagen) @ Axel Langheim

Hallo Axel,

suche Dir möglichst eine Ersatzkasse mit einem hohen Anteil freiwillig Versicherter, die im Vergleich zur AOK entsprechend mehr konkrete Erfahrungen auf diesem Gebiet hat (auch mit Selbstständigen, die sich - falls hauptberuflich selbstständig - im Rahmen separater Bestimmungen für diesen Personenkreis ja ebenfalls freiwillig versichern können).

Beispielsweise beiträgt der Anteil freiwillig Versicherter bei der HEK lt. deren eigenen Angaben ca. 25 %. Ich kann mir vorstellen, dass dies bei manchen anderen Ersatzkassen ähnlich ist.

Gruß
Elgin

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