Krankenkassenreform (Sozialpolitik)

Bernhard, Donnerstag, 24.11.2005, 19:00 (vor 6729 Tagen)

Das jetzige Krankenkassensystem müßte unbedingt reformiert werden, um es in Zukunft noch bezahlbar zu machen.
a) Einzahlungen in die GKK von allen, auch Beamte,Private.
b) Private KK übernehmen nur noch Zusatzleistungen, die
vom Versicherten gewählt werden.
C) Offenlegung aller vom Arzt,Krankenhaus getätigten Leistungen. Damit der Patient kontrollieren kann, welche Leistungen an ihm abgerechnet wurden.
d) Zusammenlegung von Krankenkassen. Warum brauchen wir hunderte von Krankenkassen. Das Anliegen ist doch immer das gleiche.

Grundversorgung für alle durch GKK.
Zusätzliche Leistungen durch PKK.
Wetbewerb unter PKK zulassen ( Altersrückstellungen transparent machen, und bei Wechsel in eine andere
PKK Mitnahme der Rückstellungen.
Unabhängige Treuhänder sollten bei Beitragserhöhungen der PKK darauf achten ob nicht unnötige Werbeausgaben vermieden werden können, Ist es einsehbar, daß zum bsp.
Fußballprofis von der Werbung der KK profitieren, und der Versicherungsnehmer zur Kasse gebeten wird.

Wäre sehr interessiert, sollte sich mal ein Forum auftun,
wo KKversicherte Ihre Meinung der Bundesregierung kundtun
könnten.

Bin der Meinung, daß auch diese Bundesregierung der Problematik der Gesundheitsreform zu wenig Aufmerksamkeit schenkt. Wenn das so weitergeht, werden
in einigen Jahren Rentner die Hälfte der Renten nur für Gesundheit aufbringen müsssen.

Re: Krankenkassenreform

Elgin Fischbach @, Donnerstag, 24.11.2005, 19:21 (vor 6729 Tagen) @ Bernhard

Grundversorgung für alle durch GKK.

Zusätzliche Leistungen durch PKK.

Im Gegensatz zur GKV ist die PKV nicht gezwungen, jeden Antragsteller aufzunehmen (Risikoselektion), außerdem wird die Beitragshöhe nicht nach dem individuellen Einkommen bemessen, sondern nach dem individuellen Risiko - was dazu führt, dass Ältere, chronisch Kranke, Behinderte und/oder Einkommensschwache erst gar keine Chance auf eine private Zusatzversicherung haben.

Anscheinend befürwortet Bernhard eine weitere Eintsolidarisierung der Gesellschaft. Als ob die bereits beschlossenen wirtschaftlichen Einschränkungen bei sozial Schwachen durch die "Agenda 2010" nicht schon genug wären und wir seit der letzten Bundestagswahl noch keine Linkspartei im deutschen Bundestag hätten, welche die Grünen prozentual hinter sich gelassen hat ...

Mein Gegenvorschlag: Ersatzloser Wegfall von Pflichtversicherungs- und Beitragsbemessungsgrenze, Einbeziehung aller Einkommens- und Vermögensarten in die Beitragsermittlung. Angesichts der geselllschaftlichen Zunahme sogenannter "leistungsloser Einkommen" (Miet-/Pacht- und Kapitalerträge) und dem zunehmenden Auseinanderdriften zwischen Arm und Reich (die gesellschaftliche "Mittelschicht" nimmt dadurch in den letzten Jahren immer stärker ab) ist nur auf diese Art und Weise gewährleistet, dass Jede(r) gemäß seiner individuellen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit seinen Beitrag für ein solidarisches Gesundheitswesen leistet.

Gruß
Elgin

Re: Krankenkassenreform

reformstau, Freitag, 25.11.2005, 07:24 (vor 6729 Tagen) @ Elgin Fischbach

Es ist interessant, diese solidarische Meinung gerade von jemanden zu lesen, der in diesem Forum meist auf die großen Krankenkassen der GKV schimpft und den solidarischen Risikostrukturausgleich zwischen den Kassen kritisiert...

Re: Krankenkassenreform

Elgin Fischbach @, Freitag, 25.11.2005, 18:25 (vor 6728 Tagen) @ reformstau

Ich habe nie behauptet, dass besser Verdienende oder Bezieher nicht sozialversicherunspflichtiger Einkommen aus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung entlassen werden sollen (unabhängig von der Größe und Anzahl der wählbaren gesetzlichen Krankenkassen).

Und wenn schon hier das Thema "Großkassen" angesprochen wird: Mit Ausnahme der AOK sind die übrigen Großkassen (große Ersatzkassen wie TK, GEK, Barmer, DAK usw.) Einzahler in den RSA und beweisen damit, dass nicht die Größe einer Krankenkasse für die Bedürftigkeit aus dem RSA maßgebend ist, sondern das Unterlassen notwendiger Strukturreformen. Dass die durch den RSA nicht unerheblich subventionierte AOK Sachsen (12,0 %) einen erheblich niedrigeren Beitragssatz anbietet als viele RSA-Einzahlerkassen zeigt aus meiner Sicht eindeutig, dass Solidarität auch - vernünftige - Grenzen haben muss.

Gruß
Elgin

Re: Krankenkassenreform

reformstau, Montag, 28.11.2005, 07:50 (vor 6726 Tagen) @ Elgin Fischbach

Von den 3 großen Ersatzkassen sind aber zumindest die zwei größten (Barmer u. DAK) für den Erhalt und die Weiterentwicklung zum Morbi-RSA. Nur die TKK, welche zumindest bisher ein Musterbeispiel für eine gelungene Risikoselektion war, ist dagegen.

Und außerdem, wenn viele Mitglieder zu einer billigen Kasse wechseln, steht dem System weniger Geld zur Verfügung. Und auch wenn man es niemanden vorwerfen kann, im bestehenden System Geld einzusparen, können sich gerade die Besser-Verdienenden damit zumindest teilweise ihrer gesellschaftlichen Verantwortung entziehen, weil ihnen ein Kassenwechsel finanziell am meisten bringt. Und diese wäre noch viel gravierender, wenn es den RSA nicht gebe.

Re: Krankenkassenreform

Elgin Fischbach @, Montag, 28.11.2005, 19:15 (vor 6725 Tagen) @ reformstau

Dass die TKK Risikoselektion betreibt, kann ich nicht bestätigen: Bei mir hat es keinerlei Probleme bei der Aufnahme gegeben, und außerdem ist jede gesetzliche Krankenkasse gesetzlich verpflichtet, jeden Antragsteller anzunehmen (Kontrahierungszwang).

Die TKK betreibt ein weniger dichtes Geschäftsstellennetz und ist dafür abends länger telefonisch erreichbar als Barmer und DAK (TKK bis 22:00 Uhr, Barmer und DAK nur bis 20:00 Uhr). Gerade die längere telefonische Erreichbarkeit der TKK kommt mir derzeit massiv entgegen, denn ich komme derzeit aus beruflichen Gründen häufig erst am späteren Abend nach Hause.

Und außerdem: Nicht für jede Kleinigkeit ist eine Geschäftsstelle vor Ort vonnöten. Vieles lässt sich auch per Anruf, Internet, E-Mail, Telefon, Fax oder Brief erledigen - was bei den gesetzlichen Krankenkassen zu Verwaltungskostenersparnisse führt (woher auch die niedrigeren Beitragssätze einiger Kassen herrühren).

Gruß
Elgin

Re: Krankenkassenreform

reformstau, Dienstag, 29.11.2005, 07:42 (vor 6725 Tagen) @ Elgin Fischbach

Zitat: "Und außerdem: Nicht für jede Kleinigkeit ist eine Geschäftsstelle vor Ort vonnöten. Vieles lässt sich auch per Anruf, Internet, E-Mail, Telefon, Fax oder Brief erledigen - was bei den gesetzlichen Krankenkassen zu Verwaltungskostenersparnisse führt (woher auch die niedrigeren Beitragssätze einiger Kassen herrühren)."

1. Die unterschiedliche Höhe der Verwaltungskosten hat (wenn überhaupt) nur geringfügigen Einfluß auf den Beitragssatz, weil die Unterschiede bei den Verwaltungskosten zwischen den Kassen nur einen Bruchteil der Gesamtausgaben ausmachen.

Im Gegenteil: Zum Teil lassen sich durch mehr Verwaltung - (Personal für Prävention, Kostensteuerung, intensive Betreuung usw.) Leistungsausgaben einsparen.

2. Eine Kasse, welche eine vergleichbar "gesunde" Mitgliederstruktur hat, braucht logischerweise weniger "Verwaltung ", um sich um die Leistungen der ihrer Mitglieder zu kümmern. Durch die hohen Mitgliederzuwächse der TKK in der jüngsten Vergangenheit kann sich dies dort auch langsam ändern, dann sicher waren nicht alle Neumitglieder gute Risiken. Übrigens kann man auch ganz anders Risikoselektion betreiben: Ein Bäckerlehrling wird z. B. zum Berufsstart selten einen Anruf von der TKK erhalten.

3. Es gibt immer noch Millionen von Bundesbürgern, die aufgrund Ihres Alters oder technischen Verständnisses nicht mit Internet, Fax usw. umgegehen können und froh sind, dass es Menschen gibt, mit denen man persönlich sprechen kann - insbesondere, wenn es um sensible Krankheitsdaten geht.

Re: Krankenkassenreform

Elgin Fischbach @, Dienstag, 29.11.2005, 18:40 (vor 6724 Tagen) @ reformstau

Übrigens kann man auch ganz anders Risikoselektion betreiben: Ein Bäckerlehrling wird z. B. zum Berufsstart selten einen Anruf von der TKK erhalten.

Ich bin weder zum Beginn meines Berufslebens noch danach jemals von irgendwelchen Krankenkassen "umworben" worden. Immer habe ich mir bisher die benötigten Informationen komplett selbst beschaffen müssen (aktuelle Krankenkassenvergleiche in Zeitschriften, Internet etc.).

Gruß
Elgin

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