Wo bleibt unser Geld? (Sozialpolitik)

Ulrich, Freitag, 07.05.2004, 19:08 (vor 7309 Tagen)

Angesichts der immer höher steigenden Krankenkassenbeiträge stellt sich mir die Frage: wo bleibt das ganze Geld? Warum steigen die Kosten im Gesundhsitssektor so dermaßen überproportional im Vergleich zum Rest der Lebenshaltungskosten? Warum kam meine Krankenkasse vor 5 Jahren noch mit knapp 11 % meines Bruttogehaltes aus, benötigt nun über 13% (wohlgemerkt ist das ein Anteil, mein Gehalt ist in der Zeit ja ebenfalls gestiegen) und macht dabei auch noch Schulden??

Warum wird die Medizinische Technik nicht billiger (wie andere Technik-Zweige), sondern immer teurer? Warum muss ein Medikament, dessen Entwicklungskosten schon vor 10 Jahren wieder eingenommen wurden immer noch so immens teuer sein? Wieso werden Medikamente für Chroniker nicht billiger, obwohl sie in großen Mengen (Rabatt) eingekauft werden könnten? Wie errechnen sich Krankenhaus-Tagessätze von 250 Euro und mehr?

Und zu guter Letzt: Warum sitzen in den Gremien, die die Gelder verteilen nur Vertreter der sog. "Leistungserbringer" (das sind diejenigen, die von diesem System leben: Pharmafirmen, Ärtze, Krankenhäuser, Gesundheitspolitiker ...) und nicht diejenigen, die den ganzen Laden durch ihre Pflichtbeiträge finanzieren?

Fragen über Fragen...

Gruß, Ulrich

Re: Wo bleibt unser Geld?

Jürgen, Samstag, 08.05.2004, 09:25 (vor 7309 Tagen) @ Ulrich

Ganz einfach:
Ziehe mal die deutsche Einheit ab, anhand der Arbeitslosenzahlen von 20% im Osten und geringen Einnahmen der Krankenkassen für Arbeitslose (bei mindestens 5 Millionen Arbeitslosen) vermute ich dass alleine 2% Beitrag aufs Konto der Einheit gehen (ist aber nur meine Schätzung)
Dann ist natürlich unsere Politiker-Kaste nicht ganz
unschuldig an dem Dilemma. Die schieben doch seit 20 Jahren jedes Jahr Milliarden der Gelder der Krankenversicherten Richtung Arbeitsamt und Rentenversicherung, nur um einen geringeren staatlichen Zuschuss für Renten- und Arbeitslosenkassen zahlen zu müssen. Wenn man als Arbeitnehmer sowas mit Firmengeldern machen würde, würde das vermutlich den Tatbestand der Veruntreuung erfüllen.
Höhere Lebenserwartung und damit verbunden teure Großapparatemedizin sind ein weiterer Grund.
Die Pharmakonzerne verdienen übrigens prächtig am deutschen Gesundheitswesen. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Kosten für Pillen etc. in den letzten 2-3 Jahren um mehr als ein Viertel gestiegen sind. Eine Unverschämtheit, wie hoch die Preise sind. jeder der mal in der Türkei oder Spanien Urlaub gemacht hat, und sich etwas für zuhause besorgt hat, weiss was ich meine. Und das schönste ist, auch wenn die Preise im Ausland viel geringer sind als hier, machen die Pharmafirmen im Ausland immer noch Gewinn.

Meiner Meinung müssten unbedingt:
1) die Bürgerversicherung kommen: das heisst, bisher beschließen Abgeordnete Gesetze von denen die meisten garnicht betroffen sind, da sie privatversichert und/oder Beamte sind. Das wäre dann vorbei, weil alle ohne Unterschied des Status gesetzlich krankenversichert wären.
Ausserdem müsste jeder Kassenbeiträge zahlen, auch unsere Beamten, Richter und Abgeordneten, die ja z.B. bei der Einheit fein raus waren. Diese ist nämlich überwiegend von den gesetzlichen Renten- und Krankenkassen geschultert worden, also von uns Beitragszahlern.

2) Offenlegung der Verfilzungen bzw. Einflussnahmen unserer Abgeordneten
wer ist in welchen Aufsichtsräten, z.B. müsste ein Herr Rexroth, der die Spitze in Aufsichtsratsmandaten hält und sehr eng mit Pharmakonzernen "zusammenarbeitet" und "excellente Lobbyarbeit" betreibt, normalerweise bei Abstimmungen im Sozialbereich sich der Stimme enthalten weil er befangen ist. Ich habe gehört, dass die FDP mittlerweile Werbegeschenke einer Privatversicherung an Neumitglieder verteilt. Dieses Treiben müsste sofort verboten werden.

Wieso ist es nicht möglich, dass offengelegt wird, welchen Einnahmen unsere "Volksvertreter" haben? Jeder Wähler könnte so seine eigenen Schlüsse daraus ziehen.

3) Um unsere ach so unabhängigen Politiker wirklich kontrollieren zu können, bzw. damit der Wähler mehr Einfluss erhält, wäre unbedingt die Möglichkeit der Volksabstimmungen zu schaffen. Manch einer in Berlin würde sich wundern. Schön wärs...

Re: Wo bleibt unser Geld?

paul, Samstag, 08.05.2004, 15:12 (vor 7308 Tagen) @ Ulrich

ja ulli,

ganz einfach. Die Zahl der Arbeitslosen steigt, und damit sinken die Einnahmen der Krankenkassen.

Viele BKKs müssen zusatzlich in den RSA einzahlen.
Dieser sog. Risikostrukturausgleich kommt der AOK, BARMER, DAK und IKK zugute. Diese Kassen hätten ohne Unterstützung der BKKs einen Beitragssatz von über 20%.
Also bedanke dich bei der AOK, wenn du das nächste mal die Werbung im Fernsehn siehst. Diese bezahlt jeder BKK versicherte mit..........

Re: Wo bleibt unser Geld?

Elgin Fischbach @, Samstag, 08.05.2004, 19:41 (vor 7308 Tagen) @ Ulrich

Weiterer Grund:

Die von der übergroßen Mehrheit der gesetzlichen Krankenkassen nach wie vor praktizierte Benachteiligung der Alternativmedizin in der Form, dass bei diesen Krankenkassen im Vorfeld einer alternativmedizinischen Behandlung sämtliche schulmedizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft sein müssen - auch dann, wenn der Arzt die Schulmedizin im jeweiligen Einzelfall von vorneherein als erfolglos ansieht. Ergebnis: Geldverschwendung in sehr hohem Ausmaß - für im jeweiligen Einzelfall wirkungslose schulmedizinische Maßnahmen!

Gruß
Elgin

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