Unwirtschaftlichkeit durch RSA, teure Geschäftsstellen und andere Illusionen (Sozialpolitik)

Chris @, Montag, 06.10.2003, 17:31 (vor 7523 Tagen)

Hallo!

Ich bin Mitarbeiter einer Krankenkasse, habe letztens den Arbeitgeber gewechselt und habe so zwei grundsätzlich verschiedene Krankenkassensysteme kennengelernt.

Zum RSA:

Wen es interessiert, wie der sich RSA berechnet und nicht nur Halbwarheiten hören möchte, der sollte sich § 266 SGB V durchlesen (und Zeit mitbringen :-)). Ein paar Punkte möchte ich aber kurz ausführen. Verwaltungskosten haben KEINEN Einfluß auf den RSA, weder bei den sogenannten "Zahlerkassen" oder auch bei den "Empfängerkassen". Nur weil eine Krankenkasse in den RSA einzahlt, heißt es nicht, dass sie wirtschaftlich arbeitet.

Beispiel: Eine Krankenkasse hat nur freiwillig Versicherte JAE-Überschreiter (JAE= Jahresarbeitsentgeltgrenze). Sie bekommt sehr viele Beiträge. Diese Krankenkasse hat es garnicht nötig, Kostenmanagement zu betreiben oder wirtschaftlich zu arbeiten. Sie kann ihren Versicherten alles zahlen ohne auch nur zu prüfen, ob der Anspruch besteht oder nicht.

Was würde passieren, wenn der RSA eingestampft werden würde?

Verschiedene Krankenkassen (nicht nur AOKn DAk, BEK sondern auch BKKn) müßten ihren Beitragssatz astronomisch in die Höhe setzen.

Was wäre das Resultat? Eine Massenflucht aus den ach so teuren Krankenkassen "Ironie aus" in die günstigen Krankenkassen würde geschehen. Nur mal angenommen, die anderen Kassen wären verwaltungsmäßig in der Lage, diesen Ansturm Herr zu werden. Bei diesen KK würden die Beiträgssätze sprunghaft ansteigen. Wieso? Die günstigen KK sind wegen ihrer Risikostruktur günstig. Nicht wegen ihrer super tollen Kostenmanagement. Gerade die "wachsenden" günstigen Krankenkassen sind so günstig, weil die neuen Mitglieder Beiträge zahlen, aber nicht unbedingt in den ersten Monaten auch Leistungen einfordern. Daraus entwickelt sich ein nettes Polster.

Weiß eigentlich noch jemand, wieso der RSA in dieser Form zu beginn der Wahlfreiheit eingeführt wurde? Damit nicht nur um die jungen, gesunden und gutverdienen Menschen geworben wird, sondern damit auch andere in den "Genuß" einer "besonderen" Behandlung kommen.

Sind Geschäftsstellen wirklich teuer? Das ist ziemlich egal. Es ist die Frage, ob sich eine Geschäftsstelle rentiert. Wenn ich durch eine Geschäftsstelle bzw. durch deren Personal vor Ort es schaffe, in einem gewissen Rahmen Neukunden zu gewinnen bzw. Mitglieder zu halten, dann zahlt sich eine Geschäftsstelle für eine Krankenkasse aus. Natürlich kann der Einwand kommen, dass diese Mitglieder oder Neukunden den Vorort-Service nicht brauchen. Das ist egal, denn viele Kunden möchten diesen Vorort-Service. Schließlich könnte ja auch jeder seine Nahrungsmittel über das Internet bestellen, aber wieso tut das kaum einer?

Ich bin wie viele andere auch der Meinung, dass man im Gesundheitssystem bzw. Sozialsystem einiges ändern muß.

Ich persönlich sehe ein Problem darin, dass alle Leistungserbringer (Ärzte, Zahnärzte, Sanitätshäuser usw) nur dann etwas verdienen, wenn der Kunde krank ist. Wer hat denn was von einem Gesunden? Einzig allein die Krankenkasse und der Arbeitgeber (der Mensch natürlich auch).

Ein weiteres Problem ist, dass besonders die Krankenversicherung für andere Bereiche heralten muss wie z. B. Krankenkassenbeiträge werden nicht von 100 % des Arbeitslosengeldes bezahlt, sondern von 80 %. Jeder kann sich ausmahlen, was das in der heutigen Zeit bedeutet.

Wie sucht man sich die beste Krankenversicherung aus?
Jeder sollte für sich entscheiden, was ihm wichtig ist. Ist ein niedriger Beitragssatz wichtig?
Möchte man jemandem in die Augen gucken, wenn man eine heikle Frage zur Krankenversicherung hat?
Oder braucht man nur die KVK?
Legt man Wert auf besondere Satzungs- und Serviceleistungen?

Beantwortet euch selber diese Fragen und ihr findet eine Krankenversicherung, die zu euch paßt.

Tschüs
Chris

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