Re: Ist dieses System noch zu retten (Sozialpolitik)

Tobi @, Mittwoch, 26.02.2003, 11:02 (vor 7732 Tagen) @ Klaus

Ich versuch jetzt mal alle Fragen so gut es geht zu beantworten:

Warum gibt es so viele Kassen?
Die meisten Kassen sind tatsächlich Betriebskrankenkassen. Liegt einfach daran, dass es viele Unternehmen gab/gibt, die eine eigene Kasse hatten/haben. Die Anzahl sinkt aber ständig: letztes Jahr waren es noch um die 330, die Zahl ist mittlerweile auf ca. 250 gesunken...

Warum gibt es BKK"s mit Beiträgen um 14%?
Hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Von der Mitgliederstruktur (-> Zahlungen in den Risikostrukturausgleich), für welche Länder sind die Kassen geöffnet (wirtschaftliche und soziale Unterschiede, z.B. Mecklenburg-Vorpommern - Baden-Württemberg bedeuten Unterschiede bei Beitragseinnahmen, außerdem bestehen mit den Ärzten unterschiedliche Verträge)

Wo kommen die großen Unterschiede bei den Beiträgen her?
Es liegt auf der einen Seite tatsächlich an den Verwaltungskosten: im Bundesdurchschnitt liegen diese bei 5,50 %. BKK"n bewegen sich i.d.R. zwischen 2 und 3 %. Auf das einzelne Mitglied heruntergerechnet liegt der Schnitt bei 72,- Euro, wirtschaftliche Kassen liegen ca. 30,- Euro darunter.
Stichwort Risikostrukturausgleich (RSA):
Das "Problem" ist, dass die Versicherten, die sich für eine günstige BKK entscheiden, meistens in einer guten Risikoklasse liegen: jung, gesund, gut verdienend. Bei diesen Mitgliedern können die Abgaben in den RSA höher sein als die monatlichen Beitragseinnahmen.
Es liegen mir natürlich nur die Zahlen meiner BKK vor:
Das Gesamtvolumen lag 2002 bei 1,1 Milliarden Euro(=1.118.058.000 Euro). Davon gingen fast 500 Millionen Euro direkt in den RSA. Knapp 600 Millionen Euro waren Leistungsausgaben. Nur rund 35 Millionen Euro gingen in den Bereich der Verwaltungskosten.

Ohne die Zahlungen in den RSA hätten wir einen Beitragssatz von 7,3 %!

Ein Ausgleich ähnnlich dem RSA sollte aber nach wie vor bestehen bleiben. Schließlich haben wir ja ein Solidarsystem. Aber wie kann man die Kassen zu wirtschaftlichem Handeln bewegen? Man könnte z.B. RSA-Ausgleichszahlungen für Kassen kürzen, deren Verwaltungskosten über 4% liegen...
Sollten die Billigkassen ihre Beiträge erhöhen - beginnt das Spiel übrigens nicht von vorn. Wohin sollten die Versicherten denn Wechseln, die sich nur nach dem Beitragssatz orientieren? Es sei denn, dass viele wieder zurück zu ihrer alten Kasse gehen, da dort der Service stimmt und der Beitragsunterschied nicht mehr so viel ausmacht.
Das sind natürlich alles nur meine persönlichen Vorschläge und Vermutungen!


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