Re: endlich die Lösung - zumindest zum Teil (Sozialpolitik)

Mitch, Sonntag, 28.09.2003, 16:42 (vor 7532 Tagen) @ Trabbifahrer

Zitat:

"Die derzeitige Disskussion des "morbiditätsorientierten RSA" geht daher in die völlig falsche Richtung, trotzdem wird er 2007 eingeführt."

Auch wenn es schon wieder um den RSA geht (verzeiht mir), muss ich Dir hier widersprechen:

Ist das wirklich die falsche Richtung, wenn auch einmal die Morbidität der Versicherten zugrunde gelegt wird? Was kann eine Krankenkasse dafür, wenn sich ein Bluter bei ihr versichert, bzw. nicht zu einer günstigeren Krankenkasse geht?

Leider vermischen sich die Risiken der einzelnen Krankenkassen nicht in dem Maße, wie man das erhofft hatte.

Im Jahr 2001 gab es in Deutschland insgesamt ca. 1,2 Mio. Krankenkassenwechsler zugunsten der BKKn. Wie ist es zu begründen, dass hiervon nur etwa 800 chronisch Kranke waren? Ganz einfach: Die Leute, die ihre Krankenkasse des öfteren brauchen, haben so gut wie alle eine Krankenkasse vor Ort. Diesen Service und diese Sicherheit wollen die chronisch Kranken nicht missen und sie wissen (meist) wass sie an ihrer Krankenkasse haben und sind mit den erhaltenen Leistungen zufrieden.

Ist es denn dann fair, wenn eine Krankenkasse die Rückflüsse aus dem RSA (fast) nur nach Alter und Geschlecht erhält?

Beispiel: Die durschnittlichen Leistungsausgaben aller Kassen für einen 30jährigen Mann sind z. B. 2000 € (wirklich nur eine Beispielszahl, aber so etwa in der Höhe bewegt sie sich). D. h. die Kasse bekommt für diesen Mann 2000 € aus dem RSA, egal ob er kerngesund ist, oder Bluter ist. (Manche Bluter kosten bis zu 1 Mio. Euro pro Jahr!).

Solange die gesetzlichen Krankenkassen keine Risikozuschläge etc. fordern dürfen, kann ein RSA, der nicht morbiditätsorientiert ist, nicht zu einem fairen Wettbewerb unter den gesetzlichen Krankenkassen führen. Wie schon gesagt, wechseln eben (überwiegend) gerade die Mitglieder zu den preisgünstigeren Krankenkassen, die eben weniger verbrauchen, als die Kasse als Rückfluss aus dem RSA erhält. Die Mitglieder die (viel) mehr verbrauchen, bleiben bei bei den Kassen vor Ort. Da legen die Krankenkassen vor Ort natürlich drauf und müssen die Beiträge erhöhen. Es ist wirklich ein Teufelskreis. Je höher der Beitrag, desto mehr (überwiegend gesunde) Mitglieder wandern ab und die Schraube dreht sich immer tiefer.

Dies muss ausgeglichen werden!

Nach Einführung eines morbiditätsorientierten RSA würde auch wieder die Qualität der Leistungen im Vordergrund stehen, denn es würde wieder reizvoller, auch eben "Kranke" zu versichern. Im Moment ist es nur ein "Run" auf gute Risiken!

Man wird sehen, ob sich jetzt bald auch der ADAC mit in diesen Run einbringen wird, denn der ADAC wird auch bald eine eigene Betriebskrankenkasse eröffnen. Ob diese geöffnet sein wird, steht nach meinen Infos wohl noch nicht ganz fest.

Und nochmal zu den Verwaltungskosten: Die Verwaltungskosten werden von Regierungsseite immer pro Mitglied bzw. teilweise auch pro Versichertem berechnet. Klas ist doch, dass die Verwaltungskosten (pro Mitglied bzw. pro Versichertem) nach oben gehen, nicht nur dann, wenn die Verwaltungskosten insgesamt steigen, sondern auch dann, wenn die Verwaltungskosten etwa gleich bleiben, aber die Mitgliedszahlen sinken.
Schlimm ist nur, dass die großen Krankenkassen den Mitgliederschwund nicht 1:1 z. B. durch Personalabbau o. ä. ausgleichen können, denn wie oben schon beschrieben, bleiben die Mitglieder, die die Arbeit verursachen bei der Kasse. Die wechseln nicht! Und was bedeutet das? Die Arbeit bleibt die gleiche, bei geringerem Mitgliederbestand. Wohin soll das führen, wenn man das Personal entsprechend abzieht? Kann nur zu Arbeitsrückständen, folglich zu Problemen bei den Leistungsgewährungen führen. Und manche Leistungen erfordern halt auch eine schnelle Bearbeitung.

Gruß
Mitch.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum