Umstellung auf Unisextarife (Private Krankenversicherungen)

Ex-PKV-Berater, Montag, 08.07.2013, 09:42 (vor 3947 Tagen) @ Yipselys

Dies hat aber, da der Bestand noch groß genug ist keine wesentlichen Einflüsse auf die Bi-Tarife. Und wenn, wird das ein langer Prozeß werden, welcher sich auf Ältere Tarifmitglieder nicht mehr merklich auswirken wird.
Die Jungen sind dann bereits im Uni-Tarif.
3. Aus der Argumentation aus 2 kann daher abgeleitet werden, daß die "Vergreisung" der Bisextarife systembedingt ist und kein Problem für Bestandskunden darstellt und von der Debeka berücksichtigt wird/wurde.


Ypselys, so sehr ich es Ihnen und vielen meiner Ex Kunden wünschen würde - Ihre Einschätzung ist allerdings völlig falsch!

Um die Situation der Debeka zu kennen benötigt man etwas Hintergrundinformationen, welche jedoch kaum publiziert werden. Jedenfalls war die Debeka ein PKV-Anbieter der auf die Bundesregierung einwirkte, dass die Unisextarife zum 21.12.2012 auch für Bestandskunden gelten sollten.

Dazu zitiere ich den Vorstand der Debeka Uwe Laue aus einem Interview aus der damalig noch existierenden Financial Times Deutschland.

"Die Unentschlossenheit der Bundesregierung hat dazu geführt, dass die privaten Krankenversicherer es rein zeitlich schon nicht mehr schaffen, die Verträge ihrer Bestandskunden bis zum Stichtag (21.12.2012) umzustellen. Debeka-Vorstand Roland Weber bestätigte einen entsprechenden Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD) mit den Worten "Dafür ist es einfach zu spät."

Die Debeka leistete seit Jahrzehnten hervorragende Arbeit in der PKV und sie wusste, dass ohne die Überführung der Bestandskunden in den Unisex, diese extrem benachteiligt werden sein würden. Man kämpfte für seinen Kundenstamm aber konnte das Bundesfinanzministerium nicht überzeugen, da das Gutachten von Verfassungs- und Staatsrechtler Prof. Dr. Dr. Josef Isensee 2012 zu dem Ergebnis kam, dass die Anwendung der Unisex-Verträge auf Bestandskunden verfassungswidrig sei.

So viel zum Hintergrund !

Es kam wie es kommen musste und nun steht fest, dass gerade der Bisextarif sich zukünftig extrem verteuern wird.

Im Januar 2014 beginnt die Debeka in der Tat eine Unisex-Angebotswelle an Bisex-Bestandskunden. Dieses Angebot wird strategisch zeitglich mit der Beitragsanpassung der Bestandskunden versendet werden. Die Debeka hat großen Interesse daran, so viele Bisexkunden in den Unisextarif zu überführen wie möglich. Hintergrund ist, dass man im Unisextarif eine extrem gute Risikoselektion erreichen möchte um wettbewerbstechnisch top da zu stehen. Da das Neukundengeschäft bei allen PKVen seit 21.12.2012 völlig zusammengebrochen ist, bedient sich die Debeka Ihrem größten Vorteil. Sie holt sich für den Unisextarif Ihre "gesunden Neukunden" aus dem riesigen Bisex-Bestand. Dadurch erreicht der Unisextarif bei wirklich guten Leistungen eine extrem günstige Beitragskalkulation und richtige Neukunden werden, wenn überhaupt, zur Debeka wechseln.

Was mit dem Bestand passiert brauche ich nicht weiter erklären und verweise auf meine Vorredner. Richtig ist, dass es Bestandskunden sind und wer nicht in den Unisex kommt, eh im Bisex bleiben müssen zu jedem Preis...

Ich zitiere Uwe Laue aus einem Handelsblatt-Interview vom 07.05.2012 auf die Frage des Handelsblattes:

Und was wäre, wenn eine neue Regierung der PKV den Hahn abdrehen würde, indem sie keine neuen Mitglieder mehr in das System lässt?

Das wäre ein geschlossenes System. Es ist unwahrscheinlich, dass dies auch für Beamte umgesetzt würde. Nehmen wir es dennoch an. Grundsätzlich sind alle Tarife in der PKV so kalkuliert, dass die PKV wie bisher weiter arbeiten kann. Wir haben berechnet, dass ein Neuzugang nicht notwendig ist, um die PKV dauerhaft zu betreiben. Es würde also nicht viel passieren. Wahrscheinlicher ist, dass ohne neue Versicherte viele Anbieter ein Problem auf der Kostenseite bekommen.


Für die Bisexkunden sieht es alles andere als gut aus! Der Tarif wird vergreißen und extrem verteuern, da der Abgang der guten Risiken nicht seit Auflegung des Tarifes Ende der 70er Jahre nicht einkalkulierbar war.


Hinweis:

Es gibt allerdings Überlegungen bei der Debeka, dass mittelfristig aus kostentechnischen und verwaltungstechnischen gründen alle Versicherten in einem Unisextarif geführt werden.


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