Krankenkassenüberschüsse - Skandal- (Sozialpolitik)

joscha, Sonntag, 06.03.2005, 09:29 (vor 6993 Tagen) @ Heidi

Hallo, so sieht die Wirklichkeit aus, stand heute in der Bild.

Krankenkassen-Skandal
Chefgehälter stiegen
um mehr als 20 Prozent!
Von DIRK HOEREN

Mit Praxisgebühr und Zuzahlungen haben die Deutschen den Krankenkassen letztes Jahr einen Überschuß von vier Milliarden Euro beschert. Doch nicht die Patienten profitieren von der Gesundheitsreform, sondern die Kassenchefs. Sie weigern sich, die Beiträge zu senken, viele genehmigen sich selbst aber satte Gehaltserhöhungen.
Fette Bonuszahlungen, satte Zulagen – bei Dutzenden Krankenkassen sind die Vorstandsgehälter deutlich gestiegen. Das geht aus der jetzt veröffentlichten Gehaltsliste 2004 der Kassenvorstände hervor. Diese müssen ihre Einkommen seit der Gesundheitsreform jeweils zum 1. März offenlegen. Ein BamS-Vergleich mit dem Vorjahr zeigt, wer mehr kassiert.

Beispiele:

Die Chefs des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK), Wolfgang Schmeinck (57) und Klaus-Dieter Voß (60), bekamen je 16 667 Euro im Jahr mehr. Im Monat ein Plus von rund 1400 Euro. Das Jahresgehalt von Vorstandschef Schmeinck stieg auf 215 000 Euro (plus 8,5 %). Voß verdiente 175 000 Euro/Jahr (plus 10,5 %).
Bei der Innungskrankenkasse (IKK) Brandenburg und Berlin kassierte Vorstandschef Enrico Kreutz (47) im vergangenen Jahr 113 353 Euro – 17 672 mehr als 2003 (plus 18,5 %). IKK-Sprecherin Gisela Köhler zu BamS: „Der Vorstand hat einen Leistungsbonus für erreichte Ziele im Jahr 2004 erhalten.“ Die Versicherten der IKK Brandenburg/Berlin hatten davon nichts: Der Beitrag blieb auch 2004 stabil bei 14,5 Prozent.
Bei der BKK Mobil Oil winken den Vorständen bis zu 26 Prozent Bonuszahlung zu ihrem Jahresgehalt 2004. Für Vorstandschef Jan Bollhorn (61) weist die Gehaltsliste bis zu 194 267 Euro aus. Das wären 36 267 Euro mehr als 2003 (plus 23 %). Für seinen Vorstandskollegen Mario Heise (33) sind bis zu 104 380 Euro drin – 42 380 Euro mehr als im Vorjahr (plus 68,4 %). Wolfram Otto-von-Barby von der Rechtsabteilung der BKK Mobil Oil zu BamS: „Für 2004 ist über die Zahlung einer Tantieme bisher leider nicht entschieden worden.“ Die Bonuszahlung von 26 Prozent stelle „lediglich die vertraglich zulässige Höchstgrenze dar“. Die Gehaltssteigerung bei Vorstandsmitglied Heise sei darauf zurückzuführen, daß er 2003 noch leitender Angestellter gewesen und erst 2004 in den Vorstand aufgerückt sei.
Gleich mehrfach kassierte der Chef der IKK Schleswig-Holstein, Ralf Hermes (43). Dort verdiente er rund 91 500 Euro. Im Nebenjob managt er noch die IKK Direkkt in Kiel, bekam dafür 60 000 Euro. Weitere knapp 29 000 Euro erhielt er als Chef der IKK Mecklenburg-Vorpommern. Macht zusammen rund 180 000 Euro, gut 4000 mehr als 2003. Hermes zu BamS: „Für die Versicherten bin ich ein Sparmodell. Wenn jede Kasse einen eigenen Vorstand hätte, wäre das erheblich teurer. 30 000 Euro für den Vorstand einer Krankenkasse sind eine Lachnummer.“
Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Bundestages, Klaus Kirschner (SPD): „Die Kassenvorstände sollten dringend darauf achten, daß ihre Gehälter im Rahmen bleiben. Sonst müssen die Aufsicht führenden Ministerien einschreiten. Die Verwaltungskosten der Kassen sollen nach der Gesundheitsreform nur noch so stark steigen wie die Grundlohnsumme. Daran müssen sich auch die Vorstandsgehälter orientieren.“ Zum Vergleich: Die Löhne in Deutschland stiegen 2004 um 0,17 Prozent.

Unionsfraktionsvize Joachim Zöller zu BamS: „Diese Gehaltserhöhungen der Kassenvorstände sind zum jetzigen Zeitpunkt ein völlig falsches Signal. Was sollen die Patienten davon halten, wenn für Beitragssenkungen kein Geld da ist, aber die Kassenvorstände sich die Gehälter erhöhen?“


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