Kopfpauschale = Versicherung, Bürgerversicherung = Zusatzsteuer (Sozialpolitik)

Jack @, Sonntag, 29.08.2004, 13:26 (vor 7193 Tagen) @ Georg

@ Georg

Ob die Kopfpauschale in der Schweiz Arbeitsplätze schaffen oder nur sicher sollte, ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass die Bindung der Krankenversicherungsprämie an die Lohnkosten nicht zukunftsfähig ist, wegen der demographischen Entwicklung. Genauer unter http://www.gesundheitsbeitrag.de/pageID_974531.html

Aufgabe einer Versicherung ist es, ein Risiko abzudecken.
Eine soziale Umverteilung von "reich" nach "arm" ist Aufgabe einer Steuer. In dem Sinne ist der bisherige gesetzliche Kranken"versicherungsbeitrag" eine Steuer und keine risikoadaptierte Versicherungsprämie. Genauer unter http://www.kapiertnix.de/pageID_1434420.html

Warum ist die KFZ-Haftpflicht für Porsche teurer als für Golf ? Weil Porsche im Durchschnitt aggressiver gefahren werden und mehr Schäden verursachen.

Warum ist die Vollkasko für Mercedes teurer als für Golf ? Weil die Schäden teurer sind.

Warum ist die Hausratversicherung für ein großes Haus teurer als für eine Eigentumswohnung ? Weil ein größerer Wert versichert ist und im Schadenfall die Leistung höher ist.

Warum ist eine private Rentenversicherung für Frauen teurer als für Männer ? Weil Frauen länger leben und die Rente länger gezahlt werden muss.

Warum ist eine Lebensversicherung für Männer teurer als für Frauen ? Weil Männer nicht so lange leben wie Frauen und deshalb der Schadensfall (Tod) früher eintritt.

Warum bekommt ein Gutverdiener mehr Rente aus der gesetzlichen Rente als ein Wenigverdiener ? Weil er mehr Beiträge eingezahlt hat.

Warum bekommt ein Gutverdiener mehr Arbeitslosengeld als ein Wenigverdiener ? Weil er höhere monatliche Beiträge gezahlt hat.

Das alles sind Beispiele für saubere versicherungsmathematische Berechnungen. Die Beitragshöhe korreliert mit dem Versicherungsrisiko.

Anders nur in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Dort entscheidet nicht das versicherungsmathematische Risiko über die Beitragshöhe, sondern der Verdienst. Obwohl Gutverdiener viel mehr einzahlen als Wenigverdiener, erhalten sie nicht mehr Leistungen. Es handelt sich also nicht um eine Versicherung, sondern wegen der Umverteilung von Reich nach Arm um eine steuerähnliche Zwangsabgabe.

Das Versicherungsrisiko der Krankenversicherung läßt sich leicht berechnen: Gesamtausgaben geteilt durch Zahl der Versicherten. Ohne Kinder gerechnet, ergibt das einen Betrag von monatlich um 170-200 Euro. Alle die bisher pro erwachsenes Familienmiglied weniger an Beitrag gezahlt haben (Summe Arbeitnehmer + Arbeitgeberbeitrag), sind von Besserverdienenden unterstützt worden. Die mehr gezahlt haben, haben Wenigverdienende unterstützt. Und weil die Unterstützung von Armen durch Reiche einer Versicherung wesensfremd ist, ist es doch nur natürlich und gerecht, wenn ein einheitlicher Beitrag für ein einheitliches Versicherungsrisiko festgesetzt wird.

Wer diesen Einheitsbeitrag nicht zahlen kann, soll aus Steuermitteln einen Zuschuss bekommen. Und diese Steuern zahlen alle Bürger je nach Leistungsfähigkeit. Dann zahlen auch Selbständige und Beamte und Abgeordnete mit für die Krankenversicherung der Minderbemittelten. Und nicht wie bisher nur die gutverdienenden Lohn- und Gehaltsempfänger.

Es gibt keinen Weg an der Erkenntnis vorbei: Die Gesundheitsprämie oder Kopfpauschale ist gerecht. Weil sie das Versicherungsrisiko und nur das wiederspiegelt. Und weil auch Selbständige, Beamte und Abgeordnete sich über die Steuer an der Unterstützung Bedürftiger beteiligen. Die Beiträge für Kinder sind wegen der geringeren Erkrankungszahl deutlich niedriger und werden als familienpolitische Leistung voll über Steuern finanziert.

Die wohlklingende "Bürgerversicherung" hingegen ist eine zusätzliche Steuer, die man dann aber auch Steuer nennen sollte. Eine "Krankheitsfürsorgesteuer". Wer die will, setzt einfach nur auf den Neid. Der scheint deutschlandtypisch zu sein und ist Leistungshemmnis Nr. 1. Die Erhebung der Bürgerversicherung auf Mietwinkünfte wird schon von der SPD nicht mehr verlangt, weil zu kompliziert. Die Erhebung auf Zinseinkünfte wird wieder eine Welle von Kapitalflucht auslösen. Die restlichen 10 % noch nicht gesetzlich Zwangsversicherten in ein marodes Zwangssystem zu pressen, ist nichts als staatliche Gewaltherrschaft. Der Staat soll nur das zwangsweise regeln, was mündige Bürger nicht selbst regeln können. Und wer gewohnt ist, finanzielle Entscheidungen von Tragweite zu fällen, kann auf dem freien Markt sich eine Versicherung suchen, die das von ihm gewünschte Risiko abdeckt. Auch das Krankheitsrisiko. Freie Wahl der Versicherung für mündige Bürger.


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