interessiert doch eh keinen (Sozialpolitik)

Chris, Donnerstag, 21.10.2004, 19:01 (vor 7140 Tagen) @ Umverteiler

@ Umverteiler

Ich habe absichtlich keine Vorschläge gemacht sondern wollte darauf Hinweisen, dass Gesundheitspolitik verbunden mit Wirtschaftspolitik sehr komplex ist. Ob ich jetzt in dieses Forum Vorschläge machen würde oder nicht, hätte den selben Effekt als ob in China ein Sack Reis umfällt.

Aber wenn ich schon mal dabei bin, werde ich ein paar Punkte anreißen.

Bevor sich man den Kopf drüber zerbricht, wie man die GKV finanzieren kann, sollte man sich doch erstmal anschauen, wieviel Geld man für die KV benötigt.

Tatsache ist, dass die Ausgaben in vielen Leistungsbereichen gestiegen sind. Steht dem den gegenüber eine Steigerung der "Gesundheit" der Bevölkerung? Ein Beispiel: Deutschland steht weltweit (so wars jedenfalls vor ein paar Jahren) an der Spitze der Welt was die Anzahl der Herzkatheteruntersuchungen anbelangt. Jetzt könnte man meinen, dafür gibts dann in unserem Lande am wenigsten Herzerkrankungen. Dem ist aber nicht so. Mit den Herzinfarkten stehen wir auch ganz weit oben.

Also ist die Frage, woher kommt das?

Leider bin ich nicht mehr so gut informiert wie vor ein paar Jahren, sonst würden mir mehr Beispiele einfallen.

Dann eine weitere unangenehme Frage: Wer hat eigentlich was finanziell davon, dass die Krankenkassenmitglieder gesund sind?

Krankenkassen? Ja
Arbeitgeber? Ja
Ärzte? Nein
Krankenhäuser? Nein
Apotheken? Nein
Sanitätshäuser? Nein

Die Liste könnte man beliebig weiterführen. Ich unterstelle niemanden in der Liste, dass er absichtlich dafür sorgt, dass Versicherte krank werden. Nur unser gesamtes System ist zu 90 % darauf ausgelegt, Kranke zu behandeln und nicht dafür zu sorgen, dass Gesunde gesund bleiben.

Was ist mit der Zusammenarbeit der Ärzte und Vertragspartner?

Vielfach sind es Konkurrenten. Ich behaupte nicht, dass die Ärzte jeweils für sich gesehen ihre Arbeit gut machen nur sie Arbeiten nicht gemeinsam, um ihren Patienten gesund zu bekommen.

Meiner Meinung nach gibt es noch große Einsparpotentiale in der Krankenversicherung, nur diese können nicht genutzt werden, weil starke Interessengruppen Einsparungen verhindern möchten.

So und jetzt kurz zur Finanzierung. Auf ein Problem möchte ich Dich hinweisen. Steuern sind nie zweckgebunden. Das bedeutet, wenn man versuchen würde, die Krankenversicherung über ein Steuersystem zu finanzieren, könnte man nie sicher sein, ob der "Staat" Finanzmittel, die eigentlich für die KV gedacht war, doch für andere Dinge verwendet. Meiner Meinung nach wäre die Krankenversicherung noch mehr ein Spielball der Politik. Zur Zeit können die Politiker nur indirekt (was sie teilweise auch schon tun) Finanzmittel aus der GKV beispielsweise in die ALV verschieben.

Tschüs
Chris


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