gewagte Thesen (Sozialpolitik)

Chris, Donnerstag, 05.01.2006, 08:14 (vor 6701 Tagen) @ Stephan Stöckel

Aber ich kenne viele in meinem Bekanntkreis, die gerne in eine Private Krankenkasse wechseln würden - allesamt keine Großverdiener. Ich empfinde es als eine Beschneidung meiner eigenen Freiheit und meiner eigenen Rechte, nicht auswählen zu dürfen, in welche Kasse ich gehe.

Doch, Du hast doch die Wahl zwischen verschiedenen Krankenkassen.

> Zudem sieht das Konzept der FDP eine soziale Abfederung vor. Das heißt anstelle der bisherigen Versicherungspflicht gibt es eine Pflicht zur Versicherung.

Also doch ne Pflichtversicherung.

Jeder muss sich versichern; bei Geringverdienern und Arbeitslosen zahlt der Staat die Beiträge. Zudem ruht das Konzept auf mehreren Säulen: den Rückstellungen, der Pflicht zur Prävention, um zwei der wichtigsten zu nennen. Jeder muss sich einmal pro Jahr bei seinem Hausarzt einem Gesundheitscheck unterziehen. So kann Krankheiten vorgebeugt werden.

Wo ist dann der Unterschied zur jetzigen Krankenversicherung? Diejenigen, die Vorerkrankungen, chronische Krankheiten haben kriegen dieses Risiko nicht versichert oder nur zu erhöhten Beiträgen. Das bedeutet, dass die mal wieder Nachteile haben. Du könntest jetzt sagen, dass die Private KV dann bestimmte Verträge zu einem bestimmten Beitrag anbieten muß, aber da sind wir wieder in der jetzigen Pflichtversicherung.

Auch renommierte Mediziner, wie Dr. Grönemeyer, fordern mehr Wettbewerb im System.

Naja, dass ein Mediziner für mehr Privatversicherte ist, wundert mich nicht. Und ich frage mich, wieso alle für Wettbewerb im System sind. Wettbewerb lohnt sich dann, wenn es Geld bringt und Geld bringen Kranke, nicht Gesunde. Schon mal jemand darüber nachgedacht?

Und wenn es nurnoch Privatversicherte geben würde, könnte es sich keine PKV mehr leisten, für ihre Versicherten den 2-3 fachen Satz zu zahlen, das würde dann ruck zuck in die Tiefe gehen und selbst die Ärzte hätten nichts mehr davon.

Zudem ist das bisherige System der gesetzlichen Kassen zu bürokratisch. Was viele nicht wissen: Neben den gesetzlichen Kassen, gibt es noch Sonderkassen- und -Systeme wie die Landwirtschaftskasse, die Künstlersozialkasse oder die Seekasse, die Staats- und Firmenkassen belasten.

Wir reden hier von Kassen, die vielleicht 2-3 % der gesetzlichen Krankenversicherten versichern. Also nur ein geringer Teil, darüber wollen wir doch nicht diskutieren.

Allein die Frage, wer ist freischaffender Künstler oder nicht und muss sich in der Künstlersozialkasse gesetzlich versichern, beschäfftigt täglich Gerichte in ganz Deutschland.

Na, das stelle ich in Frage. Und wie gesagt, sowas sind Ringeltauben.

Warum darf ein Beamter in die private Kasse, ein Angestellter mit gleichem Gehalt aber nicht?

Weil Beamte einen besonderen Status haben und der Staat für diese eine besondere Fürsorgepflicht hat und diese deswegen freie Heilfürsorge oder Beihilfe bekommen.

Ich denke, dass sollte man sich alles mal überlegen.

Das bestimmte Sachen reformbedürftig sind, bestreite ich nicht. Aber jetzt zu sagen, wir schaffen die GKV ab, ist keine Lösung und schafft nur weitere Probleme.

Ich strebe mit gleichgesinnten Bürgern, von denen keiner FDP-Mitglied ist, eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht an. Die gesetzlichen Kassen haben meiner Meinung nach ihre Daseinsberechtigung verloren.

Tu was Du möchtest, das ist Dein gutes recht. Aber die gesetzliche Krankenkassen haben ihre Daseinsbereichtigung nicht verloren. Ich stelle mir mit graus vor, wenn man jedem überlassen würde sich irgendwie zu versichern. Das Resultat wäre, dass viele Menschen ihr "Risiko" falsch einschätzen und dann später im Ernstfall schwere finanzielle Probleme bekommen und dann ein Fall fürs Sozialamt bzw. Harz 4 werden. Es gibt jetzt schon genug Privatversicherte, die in die GKV zurück wollen (siehe Forum 1) und die wissen warum.

Tschüs
Chris


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