Re: Bürgerversicherung (Sozialpolitik)

Elgin Fischbach @, Montag, 28.07.2003, 11:46 (vor 7579 Tagen) @ rammel

Hallo,

wie sehen die Ausnahmeregelungen für sozial Schwache im Rahmen eines Kopfpauschalen-Systems aus?

Angesichts der seit langem anhaltenden Wirtschaftskrise gehe ich nicht davon aus, dass die große Mehrheit dieses Personenkreises es sich bewusst zu Lasten der Allgemeinheit bequem macht - zumal bestimmte Personengruppen auch bei besserer Konjunkturlage auf dem 1. Arbeitsmarkt praktisch chancenlos sind: Ältere (in der IT-Branche gilt man in vielen Betrieben schon mit über 35 Jahren als zu alt!), Schwerbehinderte - teilweise trotz fachlicher Bestqualifikation, Frauen mit Kindern - auch wenn sie Betreuungsmöglichkeiten gefunden haben und ein hohes Qualifikationsniveau aufweisen (wegen der aus Arbeigebersicht mangelnden Flexibilität bei der Arbeitszeit), Absolventen kultureller und pädagogisch-sozialer Berufsbilder (dieser "Non-Profit-Sektor" steht derzeit sowohl beim Staat als auch bei "freien" gemeinnützigen Trägern enorm auf der Streichliste - trotz seiner gesellschaftlichen Notwendigkeit).

Gerade diese Personengruppen sind unter den Arbeitslosen überproportional vertreten. Diesen Menschen vorzuwerfen, es sich in der "sozialen Hängematte" bequem zu machen, betrachte ich als vollkommen ungerechtfertigt. Vielmehr muss der Gesetzgeber dahingehend tätig werden, dass diese Personengruppen auf dem Arbeitsmarkt nicht dauerhaft ausgegrenzt bleiben:

Deutliche Erhöhung der Ausgleichsabgabe nach dem Schwerbehindertengesetz - sodass sich ein "Freikauf" von der Beschäftigungspflicht nicht mehr lohnt, Auflagen für einen besseren betrieblichen Gesundheitsschutz (wodurch ältere ArbeitnehmerInnen verstärkt im Betrieb gehalten werden können - denn viele von ihnen werden deshalb arbeitslos, weil sie die teils meschenverachtenden, immer weiter steigenden Anforderungen aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr erfüllen können), Ältere bei der betrieblichen Weiterbildung gleichrangig berücksichtigen (im Gegensatz zu heute), Ausbau und zeitliche Flexibilisierung der Kinderbetreuung, Stärkung des gesellschaftlich notwendigen kulturellen und pädagogisch-sozialen "Non-Profit-Sektors".

Außerdem gibt es auch etliche "Kleinrentner" (vor allem Frauen, die in früheren Jahren Kinder erzogen haben - was in der gesetzlichen Rentenversicherung trotz der immensen Bedeutung des Generationenvertrages für unser heutiges Sozialversicherungssystem bis heute keinen hohen Stellenwert hat) und Krankengeldbezieher (oftmals Menschen, die angesichts der unbegrenzt steigenden Belastungsanforderungen am Arbeitsplatz "zusammengeklappt" sind - denn eine immer größer werdende Anzahl von Menschen kann bei den zunehmend menschenverachtenden Verhältnissen in der Wirtschaft nicht mehr mithalten, siehe auch weiter oben meine Äußerungen zur Arbeitslosigkeit).

Gruß
Elgin


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